Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sittensen
1890 - 2015
„Die Tage vollbärtiger Biedermeierbürger, die ihre Schwengelpumpen, Feuerhaken und Ledereimer zum Feuer schleppten, voran ihr Hauptmann mit einem Rosshaarbusch am Helm, sind längst vorbei. Aber es lebt noch immer die Freiwillige Feuerwehr von der Gewissheit, dass jeder selbst etwas tun muss, um einer gemeinsamen Gefahr zu begegnen.“
125 Jahre ist es her, dass sich 37 Einwohner der beiden selbständigen Gemeinden Groß und Klein Sittensen trafen und die Freiwillige Feuerwehr Sittensen gründeten. Wenige Tage zuvor mussten sie mit ansehen, wie das Anwesen von Dietrich Pape in der Lindenstraße, am heutigen Busbahnhof, abbrannte. Die Pflichtfeuerwehr, vom Amt Zeven im Jahre 1825 eingerichtet, konnte wenig ausrichten. Obwohl jeder männliche Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren eingeteilt war und jedes Haus über einen Feuerhaken und einen ledernen Feuerlöscheimer verfügte, waren sie einer gut organisierten freiwilligen Feuerwehr unterlegen.
Beeindruckt von der Leistungsstärke der Freiwilligen Feuerwehr Scheeßel beim selbigen Feuer entschlossen sich jene Bürger, es den Scheeßelern nachzutun. Sie stellten sich unentgeltlich in den Dienst ihrer Mitbürger und gründeten am 30. August 1890 den „Feuerlöschverband Groß und Klein Sittensen“. Eine Satzung mit 21 Statuten wurde beschlossen und dem königlichen Landrat in Zeven vorgelegt. In §1 der Satzung heißt es: “Die Freiwillige Feuerwehr Sittensen ist ein Verein gesunder und kräftiger Männer, welche die Ehrenpflicht übernommen haben, sich durch regelmäßige Übungen bei militärischer Disziplin, die Gewandtheit, den Mut und die Ruhe anzueignen, die nötig sind, um bei Feuersgefahr möglichst rasch und in zweckmäßiger Weise Hilfe leisten zu können.“ Auch nach 125 Jahren trifft der Kern dieser Satzung immer noch zu. Selbstverständlich haben sich heute auch Frauen dieser Aufgabe verschrieben. Egal ob als Maschinist, Gruppenführer oder Angriffstrupp an vorderster Front – sie stehen ihren Kameraden in nichts nach. Aus dem Verein ist inzwischen ein fester Bestandteil der Verwaltung der Samtgemeinde Sittensen geworden, der nicht nur bei Feuergefahr Hilfe leistet. Bedingt durch die Autobahn A1 und den zahlreichen Land- und Kreisstraßen gehört das Retten von Menschenleben nach Verkehrsunfällen mittlerweile zum täglich Brot der Freiwilligen Feuerwehr Sittensen.
Im ersten Jahr wurde Casper Klindworth zum Hauptmann der Wehr gewählt. Um erste Ausrüstung anzuschaffen zu können, wurde ein Aufruf an die Einwohner der Gemeinden Groß und Klein Sittensen gestartet. Durch die finanzielle Unterstützung der Einwohner konnte die stolze Summe von 618,50 Goldmark aufgebracht werden. Dadurch war es möglich, eine Abprotzspritze mit Unterwagen und 300 Meter Schlauch zu beschaffen. Zu einem Pachtzins von 10 Pfennigen pro Jahr wurde ein Stall des Köthners Johann Stichmann als erstes Feuerwehrhaus angemietet. An gleicher Stelle befindet sich heute das Wohn- und Geschäftshaus des Malermeisters Detlef Henkis, Am Markt.
Im Jahre 1898 verstarb Hauptmann Casper Klintworth. Zu seinem Nachfolger wurde der Schuhmachermeister Hinrich Bredehöft gewählt. Unter seiner Führung wurde im Jahr 1900 die Gründung einer Feuerwehrkapelle beschlossen. Daraus wurde im Laufe der Jahre unser heutiges Blasorchester. Die Leitung der Kapelle übernahm der 22-jährige Musiker Heinrich Kohl. Im ersten Jahr bestand die Kapelle aus sieben Musikern, denen sich schon bald weitere anschlossen.
Die erste große Bewährungsprobe bestand die Sittenser Wehr am 5. August 1907. Über Norddeutschland tobte ein starkes Gewitter. Einer der Blitze setzte den mit geteerten Holzschindeln gedeckten Turm der Sittenser St.-Dionysius-Kirche in Brand. Mit Signalhörnern wurden die Sittenser Wehrmänner alarmiert, um ihr Wahrzeichen zu retten. Für den Turm selbst kam jede Hilfe zu spät. Es gelang jedoch, das 1609 erbaute Hauptschiff vor Schaden zu bewahren. Auch nach heutigen Maßstäben gelang der Wehr damit eine Meisterleistung. Unterstützt wurden sie dabei unter anderem von der Freiwilligen Feuerwehr Scheeßel und den Spritzen aus Hamersen, Tiste, Kalbe, Groß und Klein Meckelsen.
Im Jahre 1910 übernahm Mauermeister Dietrich Riepshoff aus der Scheeßeler Straße das Amt des Hauptmannes. Er veranlasste 1912 den Bau eines neuen Feuerwehrhauses in der Königshofallee. Heute befindet sich an der Stelle der Parkplatz neben dem Spielplatz des Kindergartens. Im gleichen Jahr konnte eine zweite Handdruckspritze angeschafft werden.
Zu dieser Zeit erfolgte die Alarmierung der Wehr durch im ganzen Ort verteilte Hornisten und durch das Läuten der Sturmglocke in der Kirche. Zum „Ersten Hornisten“ wurde der Leiter der Feuerwehrkapelle, Heinrich Kohl, bestimmt. 1913 waren fünf Feuermeldestellen bei Feuerwehrmännern mit Telefon eingerichtet. Diese hatten einen Feueralarm unverzüglich an die Hornisten und den Sittenser Glöckner, Schneider Bösch, weiterzuleiten.
Im Jahre 1914 begann der erste Weltkrieg. In den folgenden vier Jahren wurden insgesamt 42 Männer der Freiwilligen Feuerwehr Sittensen zum Militärdienst einberufen - sieben kehrten nicht wieder in die Heimat zurück.
1930 übernahm Bäckermeister Emil Bender das Kommando. Durch die großzügigen Räte der Gemeinden Groß und Klein Sittensen und die Unterstützung spendenfreudiger Bürger konnte die Ausstattung der Wehr stetig verbessert werden. 1932 wurde neben dem Feuerwehrhaus ein Steigerturm erbaut. Er diente nicht nur zur Ausbildung der Feuerwehrleute, er wurde auch zum Trocknen nasser Schläuche verwendet. Im gleichen Jahr machte die Wehr einen großen Schritt vorwärts. Für die Summe von 6311 Reichsmark wurde die erste Motorspritze von Flader angeschafft. Sie verlieh der Wehr eine bis dahin nicht gekannte Schlagkraft.
Auch die Feuerwehrkapelle blieb nicht untätig und machte sich über die Gemeindegrenzen hinweg im norddeutschen Raum einen Namen. Für ihr Auftreten bei der Eröffnung der Bahnstrecke Wilstedt-Zeven-Tostedt erhielt die Kapelle ein Dankesschreiben des Deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
Zum 1. Januar 1934 wurden im Deutschen Reich die Feuerwehren neu organisiert. Die freiwilligen Feuerwehren wurden der Ortspolizeibehörde als Feuerlöschpolizei unterstellt. Im Alltag unserer Wehr blieb jedoch zunächst alles beim Alten.
Im Jahre 1938 verstarb Hauptmann Emil Bender. In seine Fußstapfen trat der Landwirt Johann Behrens. Er führte die Wehr durch die schwierigen Zeiten des zweiten Weltkrieges. Aufgrund der Gefahr durch feindliche Bomber wurden die Spritzen in die Mühlenstraße und die Nordstraße ausgelagert. Die Wehr erhielt ihr erstes Fahrzeug, einen Gebraucht-Lkw mit Anhängerkupplung der Marke Hansa-Lloyd. Die Mannschaft saß auf zwei Sitzbänken frei auf der Ladefläche.
Fast die Hälfte der aktiven Mitglieder wurde zum Militärdienst einberufen. In zunehmendem Maße mussten die Aufgaben der Feuerwehr durch Frauen und Mitglieder der Hitlerjugend-Feuerwehr wahrgenommen werden.
1940 beging die FF Sittensen „in schlicht-würdiger Feier“ den fünfzigsten Jahrestag ihrer Gründung. Nach einer Übung auf dem Schulhof in der Königshofallee wurden die noch lebenden elf Gründungsmitglieder von Kreisbrandmeister Rugen ausgezeichnet. Diese Gründungsmitglieder waren: Friedrich Behrens, Wilhelm Behrens, Johann Fick, Johann Fitschen, Alexander Kaiser, Wilhelm Michaelis, Diedrich Klindworth, Johan Kehn, Hinrich Poort, Johann Seedorf und Joachim Wichern.
In den folgenden Jahren machte der Krieg vor der FF Sittensen nicht Halt. Bombenangriffe in und um Sittensen führten immer wieder zu Einsätzen. Diese führten die Wehr auch nach Bremen und Hamburg. Insbesondere der Feuersturm in Hamburg und das Großfeuer in Klein Sittensen im August 1943 forderten die Wehr eins ums andere Mal.
Das Kriegsende 1945 erwies sich für die Wehr Sittensen als katastrophal. Das Spritzenhaus war restlos geplündert worden. Beherzte Feuerwehrleute unter Führung ihres Oberbrandmeisters Hannes Behrens durchsuchten die umliegende Feldmark und konnten etliche Feuerlöschgeräte auftreiben. Glücklicherweise erkannte der englische Militärkommandant die Wichtigkeit einer zivilen Feuerwehr. Mit einer weißen Armbinde und der Aufschrift „German Civil Fire Service“ auf Binde und Helm stellten Oberbrandmeister Behrens, Fritz Stemmann, der alte Feuerwehrführer Hein Baden, Diedrich Drösemeyer, Hinrich Petersen und Willy Kaiser die Sittenser Feuerwehr wieder auf. Zusammen mit den Frauen bekämpften sie 1945 die ersten großen Nachkriegsbrände beim Niedersachsenhof und bei Kaiser-Lürschen. Die ersten Männer kehrten aus dem Krieg und aus der Gefangenschaft zurück und meldeten ihre Mitgliedschaft wieder an, so dass es schon bald wieder voran ging. Auf dem Stiftungsabend 1948 wurde beschlossen, unter der Leitung des alten Kapellmeisters Heinrich Kohl die Feuerwehrkapelle wieder auferstehen zu lassen.
Im Alter von 68 Jahren trat Hannes Behrens 1952 nicht wieder zur Wahl des Oberhauptes der Sittenser Wehr an. Die nunmehr zum Gemeindebrandmeister umbenannte Funktion des Hauptmannes übernahm Wilfried Burgdorf. In den folgenden Jahren stiegen die Einsatzzahlen stetig an. Immer häufiger wurde die Wehr auf der Autobahn und bei überörtlichen Einsätzen gefordert. Dementsprechend wurde die Ausrüstung der Wehr vorangetrieben. Neben einem neuen Löschgruppenfahrzeug LF 8 von Ford wurde 1960 das erste Tanklöschfahrzeug TLF 8 von Borgward angeschafft. Es wurde von Bürgermeister Wilhelm Stichmann mit den Worten: “Hiermit übergebe ich Euch das erste Tanklöschfeuerzeug!“ in Dienst gestellt.
1965 feierte die Wehr ihr 75-jähriges Jubiläum mit Tanz auf zwei Sälen, Kreisfeuerwehrtag und Feuerwehrwettbewerben. Bürgermeister Hannes Wichern übergab der Wehr eine neue Tragkraftspritze.
Im folgenden Jahr trat Gemeindebrandmeister Wilfried Burgdorf in den Ruhestand. In seiner Abschiedsrede ermahnte er die Wehr, die Ausbildung bei all’ der modernen Technik nicht zu vernachlässigen:
„Wichtig ist das Gerät.
Wichtiger noch ist die Hand, die das Gerät bedient.
Am wichtigsten jedoch ist der Geist, der diese Hand regt.“
Zum neuen Gemeindebrandmeister wählte die Wehr Wilhelm Drösemeyer. Im gleichen Jahr wurde der Sittenser Kamerad Wilhelm Seedorf vom Kreisbrandmeister als neuer Unterkreisbrandmeister für die Börde Sittensen eingesetzt.
In den nächsten Jahren war die Wehr nicht untätig. Das Feuerwehrhaus wurde in Eigenleistung vergrößert, um Platz für ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 schwer zu schaffen. Aus der eigenen Kameradschaftskasse kaufte sich die Wehr 1969 ein gebrauchtes Bundeswehrfahrzeug auf einem Borgward-Fahrgestell mit Allradantrieb und baute es in vielen Arbeitsstunden zu einem Schlauchwagen SW1000 um. Der neue Bolide wurde liebevoll auf den Namen „Feuriger Elias“ getauft.
Auch die Ausrüstung zur Leistung technischer Einsätze wurde weiter ausgebaut. Krad, Hilfsrüstwagen und Geräteanhänger und zahlreiches weiteres Equipment wie Rettungsschere und Hebekissen wurden angeschafft und stellten bei zahlreichen Einsätzen ihren Wert unter Beweis.
Durch die Kommunalreform Mitte der 70er Jahre kam es auch zu Änderungen im Bereich der Feuerwehr. Die Gemeindebrandmeister der Feuerwehren auf dem Gebiet der Börde Sittensensen wurden zu den heutigen Ortsbrandmeistern. Die Aufgaben des Brandschutzes wurden der Samtgemeinde Sittensen übertragen. Den Brandschutz übernahmen fortan die elf Ortsfeuerwehren der Samtgemeinde unter der Leitung des neuen Gemeindebrandmeisters Wilhelm Seedorf. Für die Samtgemeinde wurde eine neue, einheitliche Feuerwehrsatzung beschlossen.
Da der Platz im Feuerwehrhaus in der Königshofallee aus allen Nähten platzte wurde im Kampweg ein neues gebaut und 1978 feierlich eingeweiht.
Ortsbrandmeister Wilhelm Drösemeyer mit dem Fahrzeugpark vor dem neuen Feuerwehrhaus 1978. Von links nach rechts: Schlauchwagen SW 1000, Hilfsrüstwagen, Trockenlöschanhänger, Löschgruppenfahrzeug LF 8, Rettungsanhänger, Tanklöschfahrzeug TLF 16/25, Krad.
Eine schwere Krankheit zwang Wilhelm Drösemeyer 1984 dazu, das Amt des Ortsbrandmeisters niederzulegen. Sein Nachfolger wurde Malermeister Gottfried Henkis, neuer Stellvertreter wurde Horst Kollecker.
Die Gerätschaften des Hilfsrüstwagens kamen ein ums andere Mal an ihre Grenzen. Der Landkreis ersetzte ihn daraufhin 1987 durch einen neuen Rüstwagen RW 1.
1990 jährte sich die Gründung der FF Sittensen zum 100. Mal. Am letzten Augustwochenende wurde dieses Jubiläum mit einem dreitägigen Fest am Mühlenteich begannen. Höhepunkt des Festaktes war der Kommersabend am Samstagabend, bei dem der Wehr ein neues Fahrzeug übergeben wurde. Das vorhandene Löschgruppenfahrzeug LF 8s war für die Aufgaben der Wehr nicht mehr zeitgemäß. Es verfügte weder über einen eingebauten Wassertank noch über einen Hilfeleistungssatz. Dieser wurde auf einem Anhänger hinter dem Tanklöschfahrzeug mitgeführt. Auf dem neuen Fahrzeug, ein Löschgruppenfahrzeug LF 16 mit einem 1200l fassenden Wassertank, konnten diese Geräte problemlos mitgeführt werden. Das zum Kaufpreis von rund 250.000 DM von der Samtgemeinde angeschaffte Fahrzeug wurde in den folgenden Jahren als Allrounder bei praktisch jedem Einsatz eingesetzt und verrichtet noch heute seinen Dienst.
In zahlreichen Arbeitsstunden wurde der nun überflüssig gewordene Rettungsanhänger in Eigenarbeit zum Tragkraftspritzenanhänger (TSA) umgebaut. Ausgestattet mit der Tragkraftspritze des alten LF 8s und Gerätschaften zur Wasserentnahme bildete er ab diesem Zeitpunkt eine Einheit mit dem Schlauchwagen.
Ab dem Jahre 1991 ging es auch für die FF Sittensen hoch hinaus. Von der benachbarten FF Zeven wurde von der Samtgemeinde eine gebrauchte Drehleiter DL 18 gekauft. Mit ihr war es möglich, Personen aus einer Höhe von 18 Metern aus Gebäuden zu retten, Brandbekämpfung aus der Höhe durchzuführen und Einsatzstellen effektiv auszuleuchten.
Im gleichen Jahr kam es auf der BAB A1 zu einem schweren Verkehrsunfall. In den frühen Morgenstunden des 14. Juli geriet ein mit 14 Personen besetzter Reisebus in der Nähe der Abfahrt Heidenau von der Fahrbahn ab und prallte mit hoher Geschwindigkeit frontal gegen einen Brückenpfeiler. Das erste Drittel des Fahrzeugs wurde ineinander geschoben und eine Seite dabei aufgerissen. Zudem hing das Fahrzeug schräg am Hang. Alle Insassen waren verletzt. Besonders der Fahrer und der hinter ihm sitzenden Beifahrer erlitten sehr schwere Verletzungen und waren zudem im Wrack eingeklemmt. Während die eine Hälfte der Feuerwehrleute mit den Mitarbeitern des Rettungsdienstes die Reisenden aus dem hinteren Bereich des Busses befreite, bereitete die zweite Hälfte die Rettung der eingeklemmten Fahrer vor.
Unterstützt von den Feuerwehren aus Heidenau, Tostedt und Buchholz wurden beide aus ihrer Zwangslage befreit. Der Fahrer konnte leider nur noch tot geborgen werden, der Beifahrer verstarb später am Tag an seinen Verletzungen. Die medizinische Versorgung übernahmen ein leitender Notarzt, vier Notärzte sowie die Besatzungen von insgesamt zwölf Rettungstransportwagen. Nach rund vier Stunden konnte der Einsatz beendet werden. Glücklicherweise hatte der größte Teil der 50 Passagiere den Bus bei einem Zwischenstopp in Bremen verlassen.
Gewitter sind in unseren Breitengraden nicht ungewöhnlich. Doch das Gewitter, das am 1. August 1992 über Norddeutschland zog, war eines der schwersten, das unsere Samtgemeinde je erlebt hat. Durch zahlreiche Brände entstand deutschlandweit insgesamt ein Schaden von über 10 Millionen DM. Auch in unserer Samtgemeinde hinterließ das Gewitter seine Spuren. In Folge von Blitzeinschlägen kam es zu Großbränden auf zwei landwirtschaftlichen Höfen in Hanschhorst und Kalbe, bei denen drei Gebäude nieder brannten und mehr als 35 Stück Jungvieh umkamen. Beim Feuer in Kalbe kam leider auch der Hofnachfolger, ein Mitglied der FF Kalbe, ums Leben.
Begonnen hatte die Brandnacht am frühen Abend, als in Hanschhorst der Blitz gleichzeitig in zwei landwirtschaftliche Gebäude einschlug. Ein Großaufgebot von insgesamt zwölf Feuerwehren konnte mehrere benachbarte Gebäude retten. Sie standen teilweise nur wenige Meter von den brennenden Gebäuden entfernt. Für die Gebäude, die Erntevorräte und Landmaschinen enthielten, kam jede Hilfe zu spät. Ebenso kamen mindesten 35 Tiere in den Flammen ums Leben. Der Schaden betrug mehr als eine halbe Million DM.
Das Feuer blieb aber nicht das letzte an diesem Abend. Rund zwei Stunden nach der Alarmierung konnte die FF Sittensen die Einsatzstelle verlassen. Noch auf dem Rückweg kam der nächste Einsatz: Ein Blitz hatte in Kalbe in einen Stall eingeschlagen und diesen entzündet. Der 2-7jährige Hofnachfolger versuchte, eingeschlossenes Vieh zu retten. Er wurde dabei von herabstürzenden Balken getroffen und unter brennenden Trümmern begraben. Er konnte am nächsten Tag nur noch tot geborgen werden.
Die Wehren aus Kalbe, Freetz, Klein Meckelsen, Lengenbostel, Sittensen und Tiste konnten das Gebäude nicht mehr retten und mussten sich darauf beschränken, ein Übergreifen auf das benachbarte Wohngebäude zu verhindern. Hierbei kam es zu unerwarteten Problemen: Über den Hof führte eine Starkstromleitung, die in Folge des Gewitters und des Brandes riss. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand die Leitung noch unter Spannung und gefährdete die Feuerwehrleute. Der Gesamtschaden betrug mehr als 200.000 DM.
Bei der Mitgliederversammlung im August 1992 wurden seit dem Ende des zweiten Weltkrieges mit Birgit und Regina Hauschild erstmals wieder Frauen in den aktiven Dienst aufgenommen.
Durch den immer weiter zunehmenden Verkehr auf den Straßen in unserem Einsatzgebiet entschied der Landkreis 1993, unseren Rüstwagen RW 1 nach Gnarrenburg abzuziehen und bei uns durch ein neues, größeres Fahrzeug zu ersetzen. Im folgenden Jahr wurde daraufhin der RW 1/GW-G 1 in Dienst gestellt. Neben der Beladung eines Rüstwagen RW 1 ist auch ein großer Teil der Beladung eines Gerätewagen Gefahrgut GW-G 1 untergebracht.
Es dauerte nicht lange und der neue Rüstwagen musste sich bei schweren Verkehrsunfällen bewähren. Insbesondere in Baustellen kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Einsätzen, die den Feuerwehrleuten und Rettungsdienstmitarbeitern alles abverlangten. Ein vorläufiger, trauriger Höhepunkt wurde am 27. Juni 1995 erreicht. Im Bereich einer Baustelle wurde der gesamte Verkehr über vier schmale Fahrspuren auf einer Seite der Leitplanke geführt. Aufgrund eines Fahrfehlers geriet ein Sattelschlepper ins Schleudern, der Auflieger stürzte um und blieb quer zum laufenden Verkehr liegen. Der Fahrer wurde aus der Zugmaschine geschleudert und schwer verletzt. Leider konnten einige Fahrzeuge nicht mehr rechtzeitig bremsen. Der Fahrer eines Mini-Coopers wurde getötet, als sein Fahrzeug unter den Auflieger geriet und förmlich zerquetscht wurde. Eine vierköpfige Familie prallte mit ihrem Campingbus gegen den Auflieger, alle Insassen wurden eingeklemmt.
Die Unfallstelle aus der Luft. Quelle: Polizei
Den Freiwilligen Feuerwehren aus Sittensen und Sottrum oblag es nun, die Eingeklemmten aus den Fahrzeugwracks möglichst schonend in kürzester Zeit zu befreien. Für die Eltern kam jedoch jegliche Hilfe zu spät, sie wurden bei dem Aufprall augenblicklich getötet. Die beiden 14- und 16-jährigen Söhne konnten zwar noch lebend geborgen werden, jedoch erlag der Ältere wenige Minuten nach der Rettung seinen Verletzungen, so dass insgesamt vier Tote und zwei Schwerverletzte zu beklagen waren. Insgesamt zogen sich die Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten über viele Stunden hin. Während dieser Zeit musste die A1 in beiden Richtungen voll gesperrt werden.
Im August 1996 war es für Gottfried Henkis nach Erreichen der Altersgrenze und zwölf Jahren Dienst als Ortsbrandmeister an der Zeit, sein Amt in jüngere Hände zu legen. Auf der Mitgliederversammlung im August wurde sein bisheriger Stellvertreter Horst Kollecker zu seinem Nachfolger gewählt. Neuer Stellvertreter wurde Wilhelm Holst. Am gleichen Abend ging ebenfalls eine andere Ära zu Ende. Der langjährige Gerätewart Günter Bruns, gleichzeitig Gruppenführer der vierten Dienstgruppe, hatte ebenfalls das Höchstalter für aktive Feuerwehrleute erreicht und musste seine Ämter in jüngere Hände geben. Für seinen unermüdlichen Einsatz war er mit der Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes Bremervörde und dem Deutschen Feuerwehrehrenzeichen in Silber ausgezeichnet worden.
Feuerwehrfahrzeuge erreichen im Vergleich zu Privatfahrzeugen und Fahrzeugen in der freien Wirtschaft oftmals ein sehr hohes Alter. Nichtsdestotrotz kommt es sehr selten vor, dass ein Feuerwehrfahrzeug 40 Dienstjahre und mehr auf dem Buckel hat. So war es im Jahre 2000 ein besonderer Moment, als wir unseren „Feurigen Elias“, unseren Schlauchwagen SW1000, im stolzen Alter von 43 Jahren in Rente schickten. Er wurde vom Landkreis durch einen „neuen“, gebrauchten SW 1000 ersetzt. Dazu baute die Feuerwehrtechnische Zentrale in Zeven einen sechs Jahre alten, ausgemusterten Rettungstransportwagen um. Nun konnten nicht mehr nur 1000 Meter B-Schlauch auf dem Fahrzeug verlastet werden, auch die gesamte Beladung des Tragkraftspritzenanhängers fand dort Platz. Der nunmehr freigewordene Anhänger wurde ein zweites Mal umgebaut, diesmal zu einem Ölschadensanhänger. Der „Feurige Elias“ wurde nicht verschrottet, er fand seinen Weg ins ALGA-Nutzfahrzeugmuseum und kann dort noch heute besichtigt werden.
Im gleichen Jahr konnte unser Blasorchester auf seinen 100. Gründungstag zurückblicken. Dies wurde mit einem Festwochenende auf dem Gelände der Reithalle Am Eckerworth begannen. Zahlreiche Gäste aus Nah und Fern ließen es sich nehmen, mit dem Orchester zu feiern.
Am 9. Dezember des gleichen Jahres konnten die Feuerwehren unserer Samtgemeinde einen weiteren, bedeutenden Schritt nach vorne machen: In Zusammenarbeit mit den anderen Wehren wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet.
Bei der Mitgliedsversammlung wurde der stellvertretende Ortsbrandmeister Wilhelm Holst in die Altersriege verabschiedet. Sein Amt übernahm der bisherige Gruppenführer der vierten Dienstgruppe, Werner Postels.
Im Herbst 2001 kam es in Sittensen zu einem Feuer, an das sich auch in Jahrzehnten noch jeder erinnern wird, der dabei war. In einer der Lagerhallen des Baustoffhändlers Haase in der Industriestraße kam es in den Abendstunden des 31. Oktobers zu einem Großfeuer. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte um 21.13 Uhr brannte der Mittelteil einer mit Baustoffen gefüllten Lagerhalle. Leider bestand ein Großteil der Baustoffe aus Holz und anderen leicht brennbaren Materialien. Mehrere benachbarte Gebäude, die nur wenige Meter von der brennenden Halle entfernt standen, waren in Gefahr. Ein nie gekanntes Maß an Einsatzkräften musste aufgeboten werden, um diese zu retten. Insgesamt waren rund 250 Einsatzkräfte mit 38 Fahrzeugen unter der Leitung des Sittenser Ortsbrandmeisters Horst Kollecker im Einsatz. Es kamen aber nicht nur alle Wehren aus unserer Samtgemeinde zum Einsatz. Auch die Wehren aus Zeven und Rotenburg/W. sowie die Feuerwehrtechnische Zentrale Zeven unterstützte uns. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Gemeinde mussten drei Drehleitern gleichzeitig zur Brandbekämpfung eingesetzt werden. In den Morgenstunden des nächsten Tages war klar, dass die Feuerwehren technische Unterstützung brauchten. Somit kam das Technische Hilfswerk (THW) zum Einsatz. Die Ortsgruppe Räumung aus Rotenburg/W. unterstützte uns bei den Lösch- und Aufräumarbeiten.
Nach fast 24 Stunden konnten die meisten Einsatzkräfte nach Hause zurückkehren. Es mussten jedoch in den nächsten drei Tagen immer wieder Glutnester abgelöscht werden. Erst am späten Samstagnachmittag konnte endgültig „Feuer aus“ gemeldet werden. Insgesamt gesehen gelang es den Einsatzkräften nicht nur, alle angrenzende Gebäude zu schützen. Es gelang auch, einen Teil des brennenden Gebäudes zu retten. Trotzdem entstand ein Sachschaden von mehr als 1,5 Mio. DM.
In den Jahren 2000 und 2001 befasste sich der Samtgemeinderat immer wieder mit der Situation des Sittenser Feuerwehrhauses. Es wurde immer enger. Neue Fahrzeuge waren immer größer als die Vorgänger. Mit der Gründung der Jugendfeuerwehr war das Machbare erreicht, es musste ein Anbau her. Nach zahlreichen, teils hitzigen Debatten fiel im Samtgemeinderat das OK für einen An-und Umbau. Im Jahr 2001 begannen die Bauarbeiten. Im Westen wurden zwei neue Fahrzeugboxen angebaut, die Fahrzeugbox des Kdow wurde zu einem Umkleideraum. Oberhalb zweier Fahrzeugboxen entstand ein neuer Schulungsraum, der hauptsächlich von der Jugendfeuerwehr und dem Orchester genutzt wird. In den kommenden Monaten legten die Sittenser Feuerwehrleute immer wieder Hand an, um die Bauarbeiten durch freiwillige Arbeit zu unterstützen.
Aber nicht nur der Umbau forderte die Feuerwehr Sittensen. Mit 90 Einsätzen im Berichtsjahr 2002 wurde ein neuer Einsatzrekord erreicht. Dabei mussten nicht weniger als 19 eingeklemmte Personen aus Unfallfahrzeugen befreit werden. Die Einsätze mussten aber nicht nur innerhalb der Samtgemeinde oder auf der Autobahn absolviert werden, sondern auch im Rahmen der Kreisfeuerwehrbereitschaft.
Kreisfeuerwehrbereitschaften wurden nach der Waldbrandkatastrophe 1975 ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, überregional koordinierte Hilfe leisten zu können, ohne den örtlichen Grundschutz zu vernachlässigen. Dazu werden aus verschiedenen Wehren eines Landkreises Einheiten zusammengestellt. Jeder Abschnitt eines Landkreises muss eine eigene Bereitschaft aufstellen. Von der FF Sittensen gehören vier Fahrzeuge zur Bereitschaft Mitte des Landkreises Rotenburg/Wümme: Das Motorrad, der Einsatzleitwagen ELW 1, das Löschgruppenfahrzeug LF 16 und der Schlauchwagen SW 1000.
Vom 19. bis 24.08.2002 waren 16 aktive Mitglieder der FF Sittensen mit der Kreisfeuerwehrbereitschaft im Amt Neuhaus im Einsatz. Es galt dort, im Rahmen des Hochwassereinsatzes Ortschaften zu sichern und Deiche zu erhöhen. Dazu mussten zehntausende Sandsäcke gefüllt und vor Ort Sack für Sack verbaut werden. Als Dank und Anerkennung erhielten die Helfer dafür die Hochwassermedaille.
Am 7.9.2002 fand im Rahmen eines Tages der offenen Tür die Einweihung des Feuerwehrhausanbaus statt.
Im März des Jahres 2004 konnte ein werbefinanziertes MTF für die Jugendfeuerwehr angeschafft werden. Es wurde in Sittensen stationiert.
Im gleichen Jahr kam es immer wieder zu unerklärlichen Gebäudebränden im Großraum Zeven und Sittensen. Es brannte immer wieder in den frühen Morgenstunden eines Samstags. Eines dieser Feuer traf ein Scheunen- und Stallgebäude in der Alten Dorfstraße in Sittensen. Ein Großaufgebot an sieben Ortsfeuerwehren und der Feuerwehrtechnischen Zentrale Zeven konnte das Feuer unter Kontrolle bringen und angrenzende Gebäude schützen. Leider kamen dabei einige Rinder ums Leben. Dauerregen unterstützte die Brandbekämpfung.
Die Hoffnung auf ein frühzeitiges Ende des Einsatzes wurde jedoch zunichte gemacht. Im abgelegenen Kalber Ortsteil Herwigshof brannte ein Strohlager in voller Ausdehnung. Es war hoffnungslos, hier noch etwas zu retten. Die Wehren aus Kalbe, Klein Meckelsen, Sittensen, Tiste und Wohnste konnten das Gebäude nicht mehr retten, es brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Bei einer Brandsicherheitswache im gleichen Jahr versagte der Motor unseres Kdow. Der Schaden erwies sich als finanzieller Totalschaden. Der Samtgemeinderat beschloss daraufhin die Anschaffung eines neuen Einsatzleitwagens ELW 1. Das neue Fahrzeug auf der Basis eines Fiat Ducato wurde 2005 im Rahmen einer kleinen Feierstunde in Dienst gestellt.
Im Jahre 2008 war es wieder an der Zeit, den Kommandostab des Ortsbrandmeisters weiter zu reichen. Der bisherige Amtsinhaber Horst Kollecker stand nach 12 Jahren Dienst als Ortsbrandmeister aufgrund des Erreichens der Altersgrenze nicht wieder zur Wahl. Sein Amt übernahm sein bisheriger Stellvertreter, Werner Postels. Neuer Stellvertreter wurde der bisherige Zugführer Jürgen Stache.
Zu den ersten größeren Aufgaben des neuen Ortsbrandmeisters gehörte es, ein neues Fahrzeug in Dienst zu stellen. Im April 2009 wurde ein LF 20/16 an die FF Sittensen ausgeliefert. Dieser Fahrzeugtyp ist für den unterstützenden Einsatz bei Brandeinsätzen gedacht. Es ersetzte das 34 Jahre alte TLF 16/25, das verkauft wurde.
Im Zuge des Ausbaus der A1 auf drei Fahrspuren je Richtung kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen. Die Rettungskräfte wurden hierbei vor immense Probleme gestellt. Die Fahrspuren waren schmal, das Verkehrsaufkommen groß. Kilometerlange Staus waren an der Tagesordnung. Zudem änderte sich fast täglich die Verkehrsführung. Die Anfahrt zu einer Unfallstelle erwies sich oftmals als hoffnungsloses Unterfangen. Daraufhin entschloss man sich, bei einem Unfall mehrere umliegende Feuerwehren zu alarmieren, um den Einsatzort von verschiedenen Seiten aus anzufahren und ein rechtzeitiges Erreichen der Unfallstelle zu garantieren.
In den Baustellenbereichen unterschätzten die Fahrzeugführer oftmals die Breite ihrer Fahrzeuge. Ein besonders fataler Unfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 2.Mai 2009, wenige Minuten nach Mitternacht. Ein VW-Bus fuhr auf der A1 kurz vor Sittensen in Fahrtrichtung Hamburg in der Baustelle neben einem LKW. Durch Bodenunebenheiten kollidierte der VW-Bus mit dem neben ihm fahrenden Lkw und wurde über die provisorische Leitplanke in den Gegenverkehr geschleudert. Er kollidierte frontal mit einem Passat und einem Autotransporter. Anschließend wurde er wieder auf die ursprüngliche Fahrbahn geschleudert. Den Rettungskräften bot sich ein grausiges Bild: Die Fahrerin des Passats wurde in ihrem Fahrzeug getötet, der Beifahrer stand unter Schock. Der Fahrer des Autotransporters wurde im völlig zerstörten Wrack eingeklemmt, die Insassen des VW-Busses schwer verletzt. Hierbei handelte es sich um ein Ehepaar und deren drei Töchter. Erschwerend kam hinzu, dass sich im Fahrzeug große Mengen an Haushaltsreinigern befanden. Beim Unfall gingen viele Flaschen zu Bruch, so dass die Rettungsarbeiten durch große Mengen ätzender Flüssigkeiten behindert wurden. Die komplizierte, teilweise zeitaufwendige Anfahrt der RTW machte es erforderlich, dass sich die Feuerwehrleute nicht nur um die Befreiung der Eingeklemmten kümmern mussten, auch die Betreuung der leichter verletzten Personen musste von ihnen übernommen werden.
An den Rettungsarbeiten waren insgesamt rund 100 Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehren aus Sittensen, Zeven, Elsdorf und Klein Meckelsen beteiligt. Unterstützt wurden sie dabei von der FF Tiste, die den Sittenser Sportplatz für die Landung eines Rettungstransporthubschraubers (RTH) vorbereitete. Die medizinische Versorgung wurde von einem Leitenden Notarzt, vier Notärzten und zehn RTW übernommen. Die Autobahn musste den ganzen Tag über voll gesperrt bleiben.
Im September 2010 war es für einen weiteren Oldtimer in unseren Reihen an der Zeit, in den Ruhestand zu treten. Nach 19 Jahren Dienst in unserer Wehr und einer aktiven Dienstzeit von insgesamt 42 Jahren wurde unsere Drehleiter DL 18 außer Dienst gestellt und an das Feuerwehrmuseum Zeven übergeben.
Im Jahre 2011 rief der Landkreis eine eigene Behördenfahrschule ins Leben. Dort erhalten Feuerwehrleute kostenlos die Möglichkei,t den Führerschein der Klasse C zu erwerben, damit sie Feuerwehrfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3.500 kg fahren dürfen. Auch die Mitglieder der FF Sittensen profitieren von dieser Möglichkeit. Bis heute wurden dort vier Maschinisten ausgebildet.
Um bei einem Feuer Menschen in einem verqualmten Gebäude schneller auffinden zu können, wurde 2012 von der Samtgemeinde eine Wärmebildkamera (WBK) angeschafft. Sie detektiert die Stärke von Infrarotlicht. Mit ihr ist es möglich, feinste Temperaturunterschiede zu erkennen. Eine Person zeichnet sich somit durch ihre Körperwärme von ihrer Umgebung ab. Zudem durchdringt Infrarotlicht Rauch viel besser als sichtbares Licht. Die WBK wird auch bei der Suche nach vermissten Personen im Gelände sowie bei der Suche nach Glutnestern bei Nachlöscharbeiten eingesetzt.
Ein erneuter Wechsel an der Spitze der Wehr fand im August 2014 statt. Bei der Wahl zum Ortsbrandmeister trat der bisherige Amtsinhaber Werner Postels nicht wieder zur Wahl an. Zum neuen Ortsbrandmeister wählte die Versammlung den bisherigen Stellvertreter Jürgen Stache. Neuer Stellvertreter wurde der bisherige Gerätewart und stellvertretende Gruppenführer der ersten Dienstgruppe, Claus Hauschild.
Nachdem der Ausbau der A1 zwischen Oyten und Buchholz fertig war, gingen die Einsatzzahlen der FF Sittensen auf der BAB stark nach unten. Schwere Verkehrsunfälle wurden erfreulicherweise zu einer Seltenheit. Es war fast schon zu ruhig. Und somit schlug das Schicksal unbarmherzig am Morgen des 25.1.2015 zu. Winterliche Straßenverhältnisse führten zwischen den Anschlussstellen Sittensen und Elsdorf in Höhe eines Sittenser Landmaschinenhändlers zu einem schweren Verkehrsunfall, der zwei Menschen das Leben kostete. Wenn die Kameraden der Sittenser Wehr in den vorangegangenen Jahren auch so manch schweren Einsatz abgeleistet hatten – am Ende dieses Einsatzes waren sie es, die Hilfe benötigten, um das Erlebte zu verkraften. Hierzu hat der Landkreis die Notfallseelsorge ins Leben gerufen, damit die Helfer nicht hilflos auf sich allein gestellt zurückbleiben.
Gegen 10 Uhr an diesem Sonntagmorgen geriet das Fahrzeug eines Kölners in Schleudern. Der Wagen schoss mit hoher Geschwindigkeit über den Fahrbahnrand hinaus in den Metallzaun eines angrenzenden Landmaschinenhandels. Anschließend überschlug sich das Fahrzeug mehrfach und blieb auf dem Firmengelände liegen. Unmittelbar hinter diesem Fahrzeug fuhr ein Streifenwagen der Polizei. Die Beamten hielten an, um erste Hilfe zu leisten – jedoch zu spät. Beide Insassen waren sofort tot. Die Leitstelle in Zeven hatte die Wehren aus Sittensen, Klein Meckelsen und Wohnste zu einem Rettungseinsatz alarmiert – es gab jedoch nichts mehr zu retten.
Somit ließ der Sittenser Ortsbrandmeister Jürgen Stache die Wehren aus Klein Meckelsen und Wohnste den Einsatz abbrechen. Die Kameraden der FF Sittensen übernahmen die Aufgabe, die bis zur Unkenntlichkeit entstellten Überreste der Insassen aus dem völlig zertrümmerten Fahrzeug zu bergen. Um das Geschehen verarbeiten zu können wurden die Kameraden anschließend von der Notfallseelsorge betreut. Die Sittenser Kameraden erhielten dabei Hilfe von Pastor Andreas Hannemann aus Sittensen.
Text:
Wilhelm Seedorf †
Marco Kollecker
Bilder:
FF Sittensen
FF Wohnste
Polizei
Archiv Wilhelm Brunkhorst
Archiv Fritz Kruse
Archiv Wilhelm Burgdorf
Heidrun Meyer
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