Zeven (oh). Am Samstag, den 15. Oktober 2016 war ein Großaufgebot der Feuerwehr in Zeven zu sehen, denn im Industriegebiet Zeven-Aspe übte die Feuerwehr-Kreisbereitschaft „Mitte“ ihre Zusammenarbeit an einem herausfordernden Einsatzszenario. Die Kreisbereitschaften der Freiwilligen Feuerwehren stellen sich aus Fahrzeugen und Personal der jeweiligen Ortsfeuerwehren im Brandschutzabschnitt zusammen und sollen bei Großschadenslagen durchhaltefähig und schlagkräftig für die Gefahrenabwehr eingesetzt werden. Die Kräfte sind jedoch so zusammengestellt, dass die abstellende Ortsfeuerwehr weiterhin einsatzfähig bleibt. Besondere Bekanntheit erhielten die Kreisbereitschaften zuletzt durch ihren Einsatz im Bereich der Fluthilfe an den Deichen der Elbe.
Abschnittsleiter Peter Dettmer hat sich ein komplexes Szenario ausgedacht, dass alle eingesetzten Kräfte fordern sollte. Auf dem Betriebsgelände des Klärwerkes des Deutschen Milchkontors (DMK) kam es aus bislang ungeklärter Ursache zu einem Austritt von Wasserstoffperoxid und Peressigsäure. Die beiden Stoffe reagierten miteinander und entstand eine Gaswolke (Nitrosegase), welche in Richtung eines benachbarten Industrieunternehmens zu ziehen drohte. Als Übungslage wurde erschwerend eingespielt, dass nahe Hydranten defekt seien, sodass benötigtes Wasser aus entfernt liegenden Wasserentnahmestellen herangeführt werden sollte.
Unverzüglich nahmen sich die verschiedenen Züge, bestehend aus 129 Einsatzkräften und 29 Fahrzeugen, der Aufgabe an und teilten sich die Einsatzabschnitte ein. Mit Schlauchwagen wurde eine Löschwasserversorgung von etwa 2.000m Länge aufgebaut, um die Unfallstelle direkt mit Wasser zu versorgen. Um die Ausbreitung der Gaswolke zu verhindern sollte auf der Rückseite des Betriebsgeländes eine Riegelstellung aufgebaut werden, welche durch den Einsatz von Wasser die Gaswolke niederschlagen sollte. Das hierzu erforderliche Löschwasser wurde mit Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr an zwei Übergabestellen herangeführt. Da hierzu statt großer Wassermengen lediglich ein feiner Sprühstrahl erforderlich ist, wurde ein kleiner Schlauchdurchmesser verwendet, um den Verbrauch des kostbaren Wassers zu reduzieren. So konnte der Auftrag auf großer Breite mit dem Pendelverkehr sichergestellt werden.
Der Umweltschutz- und Gefahrgutzug der Kreisfeuerwehr unterstützte die Kreisbereitschaft beim Abarbeiten der Gefahrgutlage mit Expertise und Material. Beim Eintreffen der ersten Kräfte erfuhr der Zugführer zudem, dass noch ein Mitarbeiter vermisst werde – so kam der Auftrag „Menschenrettung“ hinzu. Nach kurzer Zeit wurde der Mitarbeiter in einem Schacht gefunden und aus dem Gefahrenbereich gebracht. Die Erkundung der Gefahrenstelle ergab, dass durch einen Gabelstaplerunfall mehrere Kanister und Tanks beschädigt wurden und teilweise ausliefen. In Chemikalienschutzanzügen wurden die Ausbreitung dann eingedämmt und mit Spezialpumpen wurden die Tanks entleert, bzw. die Kanister in intakte Behälter umgelagert. Etwa zwei Stunden später war die Lage abgearbeitet und die Gefahr gebannt.
Abschnittsleiter Dettmer zeigte sich mit der Zusammenarbeit und der Motivation der freiwilligen Einsatzkräfte sehr zufrieden. Diese haben professionell zusammengewirkt und sind unter den gegebenen Schwierigkeiten dennoch schnell zum Ziel gekommen. Abschließend sorgte die Feuerwehrküche für das leibliche Wohl und versorgte die Einsatzkräfte – wie auch schon bei den Hochwassereinsätzen – mit einem leckeren Mittagessen.
Text: O.Hein, Kreispressesprecher der Feuerwehren im Landkreis Rotenburg (Wümme)
Bilder: O.Hein, T. Gehrhard, S.Wölpern
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